Free
Scheitern. Aufgelassenes Europa
Investitionsruinen sind längst nicht mehr nur ein ungewolltes Wahrzeichen Spaniens. In den meisten europäischen Ländern prägen sie das Stadt- bzw. Landschaftsbild. Die Gründe für die Ruinierung sind dabei vielfältig. Mal handelt es sich um privates Scheitern, mal um Opfer der Korruption, mal aber auch um pure Fehlplanung. Eines haben die Motive dieser Arbeit jedoch alle gemeinsam: Sie haben ihre Zukunft in der Vergangenheit und verharren so in einem Zustand zwischen Noch-nicht und Nicht-mehr. Allesamt wurden sie nicht fertiggebaut und nie ge- oder umgenutzt. Es drängt sich die Frage auf, ob diese Ruinen unserer Gegenwart das Pendant zu jenender Antike bilden und so eine Parabel für unsere vom Kapitalismus geprägte Gesellschaft geworden sind. Die Gebilde haben mit dem Abbruch des Entstehungsprozesses ihre Daseinsberechtigung verloren, stehen nun aber als Mausoleen der Spekulation in den verschiedenen Ländern.
English:
Investment ruins are no longer just an unwanted landmark in Spain. In most European countries they shape the urban and rural landscape. The reasons for ruin are manifold. Sometimes it is private failure, sometimes it is the victim of corruption, but sometimes it is pure bad planning. However, the motives of this work all have one thing in common: they have their future in the past and thus remain in a state between not-yet and no longer. All of them were not finished and never used or reused. The question arises as to whether these ruins of our present form the counterpart to those of antiquity and have thus become a parable for our society shaped by capitalism. The structures have lost their right to exist with the interruption of the process of creation, but now they stand as mausoleums of speculation in the various countries.
EUR
Die Fotografien dieser Serie entstanden im EUR, einem von Mussolini erbauten Stadtteil Roms. Die Architektur, die eigentlich von einem Zeitalter totalitärer Machtzustände zeugt, wirkt durch ihre unbestreitbare Ästhetik eher warm und einladend, als mahnend.
English:
The photographs in this series were taken in EUR, a district of Rome built by Mussolini. The architecture, which actually testifies to an age of totalitarian power, has an undeniable aesthetic that is warm and inviting rather than admonishing.
Promised Land
Via D’Uscita. Auswege
Die Finanzkrise der 10er Jahre hat Südeuropa besonders getroffen. Die Auswirkungen waren nicht nur an den Staatskassen, sondern auch in einer deutlichen Verschlechterung des Lebensstandards spürbar. In Italien führte dies im Jahr 2012 dazu, dass die Selbstmordrate krisenbedingt sprunghaft anstieg. In Zeitungsartikeln wurde vermehrt beschrieben, was betroffene taten, kurz bevor sie sich das Leben nahmen, um zu verdeutlichen, dass der Auslöser immer der selbe war: die Krise. Diese Räume und Situationen wurden hier in Miniatur und fiktiv nachgestellt, um jene letzte Handlung festzuhalten.
English:
The financial crisis of the 10’s hit Southern Europe particularly hard. The effects were not only felt at the state coffers, but also in a significant deterioration in the standard of living. In Italy, this led to a sharp rise in the suicide rate in 2012 due to the crisis. Newspaper articles increasingly described what those affected did just before taking their own lives, to make it clear that the trigger was always the same: the crisis. These rooms and situations have been recreated here in miniature and fictitiously to capture that final action.
Arbeitslandschaft
Arbeitslandschaft ist in dieser Arbeit nicht zwangsläufig eine Umgebung, die das Stattfinden von Arbeit suggeriert, sondern eher eine durch Zweckbauten zerstörte Idylle. Denn als Idylle vermögen wir eine Wiese, ein eintöniges Feld trotz intensiver landwirtschaftlicher Nutzung gleichwohl zu sehen, weil unser Empfinden für Landschaft durch die uralte der Tradition der Bewirtschaftung der Bodenflächen geprägt ist und wir mit dem Bild eines Feldes oder eines Ackers Landschaft und Idylle verbinden. Andererseits geht es auch um ein verändertes Verhältnis zur Wirklichkeit, das in den äußeren Formen der „Arbeitshüllen“ und in der Wahl ihrer Standorte zum Ausdruck kommt. Es ist die Konsequenz einer sich ständig ändernden Welt, in der es unser eigenes Konsumverhalten ist, über dessen Folgen wir uns so gern beklagen. Dabei wird uns, stellvertretend für Vieles, nichts anderes übrig bleiben, als die neuenArbeitslandschaften in die Gewohnheiten unseres Sehens einzubinden.
English:
In this work, working landscape is not necessarily an environment that suggests the taking place of work, but rather an idyll destroyed by functional buildings. For as an idyll we are able to see a meadow, a monotonous field despite intensive agricultural use, because our perception of landscape is shaped by the age-old tradition of cultivating the land and we associate landscape and idyll with the image of a field or a field. On the other hand, it is also about a changed relationship to reality, which is expressed in the outer forms of the „working shells“ and in the choice of their locations. It is the consequence of a constantly changing world, in which it is our own consumer behaviour, about the consequences of which we are so fond of complaining. And yet, representing many things, we will have no choice but to integrate the new working landscapes into the habits of our way of seeing.
(de)construcción
Die immer gleichen Wohnblöcke haben jeglichen Bezug zum Menschen als Individuum verloren, sie sind entpersonalisiert worden. Durch die stetig wiederkehrenden Formen, ist es völlig irrelevant in welcher Stadt, oder in welchem Land ein Gebäude steht, es ist überall das gleiche Haus.
In dieser Arbeit sind ebensolche Wohnapparate in Valencia und Rom zu sehen. Der Unterschied zwischen den beiden Städten, ja sogar Ländern, ist für den Betrachter nicht auszumachen.
English:
The always same blocks of flats have lost all reference to the human being as an individual, they have been depersonalised. Due to the constantly recurring forms, it is completely irrelevant in which city or country a building is located, it is the same house everywhere.
In this work we can see the same housing apparatuses in Valencia and Rome. The difference between the two cities, or even countries, is not discernible to the viewer.